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nuPerspective Institut: Why?

Die Forschung von nuPerspective Institut basiert auf 6 Grundlagen:

1. Sozialwissenschaftliche Analysen zur Metakrise unserer Gesellschaften.

Es gibt viele verschiedene Begriffe von Polykrise, Stapelkrise zu Dauer- oder Permakrise. Der Begriff "Metakrise" weist auf ein tieferes Muster hinter allen Krisensymptomen. Er beschreibt eine Situation, in der mehrere Krisen – etwa politische, ökologische oder wirtschaftliche – gleichzeitig auftreten und sich gegenseitig verstärken. Die Metakrise weist auf ein tieferes Muster hin, das alle Risiken und Krisen zu einem einzigen kohärenten Feld verbindet: ein Ökosystem der Krisendynamik mit seinen eigenen emergenten Eigenschaften. In der Metakrise ist die Krise nicht nur „da draußen“ in der Welt, sondern „hier drinnen“ in unserem Herzen und unserem Verstand. Es geht um grundlegende soziale Dynamiken genauso wie um unsere affektive Erfahrung von Krisen. Wie fühlen sich diese zusammenhängenden Krisen für uns an, was macht das ständige Krisenerleben mit unserer Psyche (individuell und kollektiv) und wie beeinflusst die Metakrise unsere Fähigkeit, ein sinnvolles Leben zu führen.

2. Die Lösung ist, Resilienz entwickeln:

Als gesellschaftliche Resilienz verstehen wir entsprechend die Fähigkeit, nicht nur auf die offenkundigen (akuten wie latenten) Krisen zu reagieren, sondern die zugrunde liegenden Dynamiken (der Metakrise) wahrzunehmen und in die Entwicklung einzubeziehen.

Wichtig: Resilienz lässt sich qualitativ steigern.

  • Resilienz 1.0: In der Krise Möglichkeiten zum Selbsterhalt finden (bounce back)
  • Resilienz 2.0: In der Krise neue Antworten auf die Krise finden (bounce forward
  • Resilienz 3.0: In der Krise Antworten auf die Metakrise finden (bounce beyond)
Zivilgesellschaft kann wesentlich zur gesellschaftlichen Resilienz beitragen. Christliche Kirche als Teil der Zivilgesellschaft kann als ein wesentlicher Akteur betrachtet, der gesellschaftliche Resilienz fördern kann, aber nur wenn sie lernt, die Resilienzfaktoren der 3. Stufe zu entwickeln.

3. Theologische Klärungen sind nötig.

Dazu braucht es grundlegend eine revolutionäre Lesart der Bibel.
Wir erforschen die Bibel in postkolonialer und postimperialer Perspektive. Dabei hilft eine narrativ-historische Lesart. Inspiriert durch Andrew Perriman, der radikale „new perspective of Paul“-Vordenker. Wir lesen die Narrative in der Bibel apokalyptisch-politisch, d.h. die angeblichen "Endzeiterwartungen" waren in jüdischen Ohren die Hoffnung auf eine innergeschichtliche, politische Wende, also eine Epochenwende fundamentaler Art (ein neuer Äon, ein neues Zeitalter). Wir leben gemäß der Metakrise in einem Epochenwechsel. Die theologische Frage ist: Welche Rolle spielt Gott in dieser Zeitenwende?

4.Aktivistisch braucht es eine Tiefen-Anpassung mitten im Kollaps.

Wir entzaubern die Spiritualität des Eskapismus (in ein himmlisches, ideales Jenseits), der in der traditionellen Lesart der Endzeit-Apokalyptik vorliegt. Also: Kein Weltende! Keine Jenseitsflucht Es geht laut Jem Bendell und der Tiefenökologie seit Arne Næss um eine radikale Anpassung inmitten einer Epochenwende. Ja, auch mit der Gefahr des Aussterbens der Menschheit. Das Aussterben von 70% der Arten in den letzten 50 Jahren zeigt hier die dramatische Entwicklung an. Die Tiefenanpassung startet mit der Kapitulation: Wir geben zu, dass wir diese Katastrophe nicht verhindern können. Wir geben unsere Leugnung vor den dramatischen Zukunftsaussichten auf. Wir erlauben uns, über alle existenten und kommenden Verluste zu trauern.

5. Metamodernes Christentum als neues christliches Paradigma:

Wir verstehen die Evolution der Weltgeschichte im Blick auf unterschiedliche kulturelle Lern-Phasen der Menschheit mit Hilfe des Spiral Dynamics-Modell von Don Beck & der integralen Theorie von Ken Wilber. Wir sind in dieser Lerngeschichte Teil der integralen Bewegung von Christ:innen auf dem sogenannten „second Tier“. Aber es geht uns um den gemeinschaftlichen, politischen Fokus. Statt individueller Transformation, braucht es eine Transformation der Gesellschaften.

6. Braucht es dafür immer Radikalität?

Mit Blick auf das Modell der Reform Spaces (nach De Oliveira Andreotti et al. 2015) und Kenntnis des sozialen Sektors fällt auf, dass sich nur wenige Organisationen finden lassen, die mit ihrer Arbeit radikale Veränderungen dieser Art anstreben. Das ist auch nicht verwunderlich. Zum einen ist Radikalität immer ein Stück weit exklusiv. Sie impliziert eine Haltung oder einen Ansatz, der bzw. die sich grundlegend von den vorherrschenden Normen, Werten oder politischen Überzeugungen unterscheidet. Sobald viele diese radikale Haltung teilen würden, würde sie in gewisser Weise zur neuen Norm werden und damit ihre Radikalität verlieren. Zum anderen hat die Zivilgesellschaft eine ganze Reihe unterschiedlicher Aufgaben, beispielsweise eben auch die ganz konkrete Nothilfe in der Krise.
Wir wollen dafür sensibilisieren, dass die Zivilgesellschaft ein großes Potenzial hat, zu einem Leben in und trotz der Metakrise zu finden und, so abstrakt es klingt, viele Menschen für eine grundsätzliche Erneuerung unserer Beziehung zur Welt zu mobilisieren.
Die Landes- und Freikirchen in Deutschland reagieren in der überwiegenden Mehrzahl der Ansätze im Soft Reform Space (also mit einfachen Anpassungen). Sie problematisiert eben nicht den Denkrahmen der Moderne.
Einige wenige Modelle aus dem "radikal Reform Space" sind in der Emergenten Bewegung oder vielleicht bei bestimmten FreshX-Gruppen zu finden. Ganz wenige Initiativen wie "Wilde Kirche" oder "Sprite & Soul" gehen Richtung Beyond Reform Space...
Hacking ist im Christentum wie wir es kennen eher verpönt. Unser Ansatz mit metamoderner Theologie wird ein erster Versuch sein durch deutliche theologische Hacks aus dem konstantinischen Christentums-System auszusteigen.
Metakrisen bewältigen wir - wenn überhaupt - nur mit einer metakrisentauglichen Theologie (das ist unser Fachgebiet und Aktionsfeld) und als Zielperspektive geht es dann darum, die Metamoderne anzustreben, vielleicht eine politisch-gesellschaftliche erstrebenswerte Rahmenbedingung möglicher Zukünfte.

Diese Regeln und Prinzipien/Haltungen leiten uns im Lern-Prozess.

  • Holistisch denken
  • heterodox als neue Norm: Das Kaleidoskop-Prinzip leben
  • Prä/Post-trinitarische Gottesbilder
  • pluralitätsfördernde Hermeneutik
  • Wahrheiten gibt es immer nur im Kontext
  • Second tier oder 2. Bewusstseins-Ebene der Spiraldynamics-Logik als gemeinsamer Ausgangspunkt
  • Pluralität zulassende Konsent-Bildungen
  • Postmythische Exegese heiliger Schriften. Stattdessen setzen wir auf die historisch-narrative Exegese von Andrew Perriman
  • Postkolonial/imperiale Wirklichkeitswahrnehmung
  • Grundlage für alles sind vertrauensvolle Beziehungen

DER SCHMALE WEG ZUM KALEIDOSKOP-SCHERBENHAUFEN:

Diese Metapher beschreibt den Weg am besten:
Mit der Metapher Kaleidoskop schützen wir unsere Versuche davor, in der Gegenreaktion zum bisherigen orthodoxen Christentümlichen Paradigma, eine neue metachristentümliche Orthodoxie aufzubauen.
Und wir erhalten uns gleichzeitig selbstkritisch nüchtern bereit für den Tag, an dem wir aufwachen und die Welt/Gottheit sich wieder in ein neues Licht taucht.

1. Schritt: Besuch eines Metamoderne Salons, den wir digital anbieten:

So nutzen wir also unser Heterodoxes Kaleidoskop, um die wankend christentümliche Wirklichkeitskonstruktion ihrer Rest-Plausibilität zu berauben.
Wir bieten die oben genannten 6 neuen nuPerspective-Ankermuster oder "Grundaxiome“ an: das sind die neuen Ordnungskategorien von Wissen, um zur Kapitulation hin zu einem Paradigmenwechsel zu führen
Methodisch nutzen wir die Form eines offenen Dialogs (Salonformat), weil unser Angebot einladend wirken soll, indem es ausreichend kurz und überschaubar bleibt, so dass Menschen sich darauf einlassen können.
Dabei soll es so „einfach wie möglich, aber so komplex wie nötig“ (simplexity) sein. Hier bemühen wir uns um Allgemeinverständlichkeit. Wir erarbeiten uns diese nuPerspective-Allgemeinbildung, um dann ein neues konstruktivistisches Paradigma weiterzuentwickeln.

2. Schritt: Wie geht es weiter?

Nach diesem (Schnupper-) Kursangebot sollte jede:r sich entscheiden können: „Will ich diese Weise, die Welt oder Theologie und Spiritualität anzusehen, weiter prüfen, also das Investment der vertieften Auseinandersetzung eingehen?“
Denn das bedeutet auf die Seite möglicher Heterodoxien (radical refom space) zu wechseln. Dies ist ein ganzheitlicher und erschütternder Prozess, der auch nicht mit einer Entscheidung, Umkehr oder kognitiven Beschluss vollendet ist. Das ist eher wie eine Konversion.

3. Schritt: Wir bieten dir eine nuPerspective-Gruppe an:

Wir bieten uns in der nuPerspective-Gruppe die gegenseitige Vergewisserung: „es bleibt ein wertvoller Scherbenhaufen“ und ein lebenslanger Prozess, sich dem Mysterium Gottes erwachsen zu nähern. Dies ist die neue „heterodoxe Normativität“.
Und sollte in Zukunft ein neuer Vorschlag für ein (im Kontext) sinnvolles Musterangebot kommen, werden wir es (im Konsent) integrieren und/oder ggf. andere Muster aufgeben.
Unser Selbsthilfeangebot kann für einzelne Menschen auch nur ein Besuch auf Zeit bedeuten, bis sie weiter wandern, um mit anderen zusammen die für sie sinnvolleren (und damit ihre wirklicheren!) Gotteskonstruktionen und Weltbilder zu bilden.

4. Schritt: Integrale politisch wache Lebenspraxis

Die diesen Prozess startende nuPerspective-Kern-Gruppe ist durch eine kontextuelle Lebensgeschichte und eine gemeinsame Lerngeschichte zusammen gewachsen. Wir verpflichten uns und niemanden auf „ewige Treue“, weil uns die Kontextualität der Wahrheitsbildung wichtiger ist als die bisherige Vorstellung „ewiger Wahrheiten“.
Die Wirklichkeit/Gottheit selbst wird unbeeindruckt von unseren Verstehensbemühungen sich treu bleiben: Sie ist eben da.
Integrale Lebenspraxis wird jede:r von uns reflektieren, anregen und ausprobieren und so ihre/seine Spiritualität im Dialog entwickeln.
Welche Menschen sind Teil des nuPerspective Instituts?

Was sind deren Arbeitsfelder und Qualifikationen?

HELGE SEEKAMP:

Akademisch ausgebildeter Theologe mit Leidenschaft, postkkolonial, transchristentümlich, historisch-narrativ. In Lemgo lebt er seit 34 als ev.-reformierter Gemeindepfarrer eine landeskirchlichen Gemeinde und in Europa ist er Gründer der christlichen 12-Schritte-Bewegung "Endlich leben!"

DAGMAR BEGEMANN:

Diplom-Sozialpädagogin, Leiterin Mehrgenerationen-Haus in Lemgo; Mitgründerin der Jesus Freaks Deutschland & des Emergent-Forums Deutschland und Begleitung der Erprobungsräume der Lippischen Landeskirche.

BIRGIT DIERKS:

Referentin für Missionale Gemeindeentwicklung im Team midi – Evangelische Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und Koordination Fresh X-Netzwerk e.V.
Spirituelle Begleiterin, Trainerin für Hypnosystemische Seelsorge.

HENRIK BEGEMANN:

Körper Kontakt Kunst. Der Meister in Veranstaltung, Raum, Körper und integraler Denke. Aktivist für eine nachhaltige Entwicklung dieser Erde mit spirituellen körperorientierten Methoden. Spiral Dynamics-Fachmann.

OLIVER SCHIPPERS:

Institut für "Natürliche Gemeindeentwicklung" in Deutschland und Österreich, das UND-Prinzip, Großgruppenmoderation zu Zukunfts-Perspektiven, Projektbegleitung in Organisationsentwicklung.