petzold-orth-2021a-green-meditation-oikeiosis-oekophile-lebenspraxis-arbeitsversion-gruene-texte.pdf(4.14 MB)
ZUSAMMENFASSUNG
Der Text gibt eine kompakte Darstellung der von Petzold, Orth und Sieper entwickelten „Green Meditation“© als Form moderner Naturmeditation. Er bietet Materialien zu historischen Bezügen, zu theoretischen Positionen und zur Praxis. Green Meditation wurde entwickelt, um traditionelle Wege der Meditation mit ökologischen Themen zu verbinden, wie sie Menschen in der „ökologischen Bedrohung“ und in den naturentfremdeten Lebensbedingungen im Anthropozän brauchen, und wie sie für ein ökophiles Leben in der und mit der Welt erforderlich sind. Das Konzept der jüngeren Stoa „Oikeiosis“, das heißt, Selbstverstehen, Weltverstehen, Verstehen der Mitgeschöpfe, bildet eine wichtige Grundlage dieses Ansatzes. Moderne Meditationsforschung, psychotherapeutisches Wissen und ökologisches Engagement werden einbezogen und damit ein über 50 Jahre entwickelter Weg der Heilung, der Selbstentwicklung, Kreativierung und Naturverbundenheit gewiesen, der ein hohes lebensbereicherndes Potential hat. Der Text ist – weil „alles fließt“ (Heraklit) „work in progress“ und wird weiter ergänzt und vertieft werden.
Schlüsselwörter: Green Meditation©/Grüne Meditation, Integrative Therapie, Psychotherapie und Meditation, Oikeiosis, ökologische Kultur
EXZERPT
Die Entwicklung der "Grünen Mediation" im zeitgeschichtlichen Kontext anthropogener Naturzerstörung und die Notwendigkeit von "Naturempathie"
In dem seit längerem progredierend beunruhigenden Zeitgeist und bei einer sich zunehmend dysreguliert zeigenden Natur (...) werden wir dringend auch für die Mikroebenen der persönlichen Selbstführung und Selbststeuerung von Menschen, ihrer Lebensbewältigung und Orientierung Handlungsmodelle und Lebenstechniken benötigen (...) Wir brauchen stabilisierende, entstressende und zugleich vitalisierende, hochinnovative und ökologisch intensivierte Lebensformen für unsere unsichere Zukunft (...). Formen (...) "komplexe Achtsamkeit" und alltagstauglicher, ideologiearmer und leicht zugänglicher Meditation werden dabei eine wichtige Rolle spielen, um die Ausbildung neuer Lebensstile, neuer Formen der Lebensführung und der Identitätsarbeit und -gestaltung zu unterstützen. (S.4)
Mediation ist für die Vermittlung einer persönlichen Lebenshaltung und therapeutischen Grundhaltung von größter Bedeutung, nämlich for den Gewinn und die Entwickung so zentraler Qualitäten wie: Ruhe, Gelassenheit, Freundlichkeit, ZUgeandtheit, für Mitgefühl und liebevolle Güte, für Wertschätzung der Andersheit des Anderen, für Beherztheit, Mut, altruistisches Engagement, für Geistigkeit, Sinnhaftigkeit, Souverenität, transversale Vernunft. (S4f)
1.1 Persönlich-biographische Erfahrungsmomente
Bedeutsame biographische Moemente müssen immer wieder betrachtet und ins Bewusstsein gehoben werden, denn im Strom der Zeit, vor allem im Fließen "beschleunigter Zeit" (Rosa) werden solche Momente, die fast alle Menschen erfahren haben, immer wieder auch hinweggeschwemmt, kommen nicht wirklich zu Bewusstsein, gehen unter und wirken dann im Untergrund. (S.5)
Wo sie aber ins Bewusstsein treten und wir ihrer gewahr werden (awareness) (...) werden sie Erfahrungen "im Dienst des Selbst- und Weltverstehens", der achtsamen Aneignung von Selbst und Welt in einem geschäften, komplexen Bewusstsein. Die Stoiker nannten diesen Aneignungsprozess "OIKEOSIS"
Die hermeneutische Spirale
Erklärung meditativer Phänomene auf Grundlage der "hermeneutischen Spirale": Wahrnehmen und Erfassen eigener phänomenologischer Meditationserfahrungen, Versuche eines näherungsweisen, hermeneutischen Durchdringens und Verstehens und (...) szientistischen (neurowissenschaftichen) Erklärens. (S.6)
Insgesamt trägt das bewusste, übernde Praktizieren der "hermeneutischen Spirale" zum Aufbau einer generell verfügbaren
"komplexen Achtsamkeit" bei (...).
Ökosophie, globale Ökophilie und Konvivalität
Ökosophie ist der weise/wissende, sorgfältige Umgang mit dem Raum des Lebendigen, der Biosphäre. Das geschieht auf der Grundlage der erlebten Erfahrung und eines Verinnerlichten Wissens, dass wir als menschliche Wesen über unseren biologischen Leib Teil der "Weltökologie" sind. Die Welt ist unser Lebensraum, in dem wir erleben, dass die Natur schön ist. Wir müssen ein Bewusstsein dafür gewinnen, dass sie kostbar ist, und wir deshalb eine Ökophilie, eine "liebe zur Natur", zu unserer Welt, und eine "Freude am Lebendigen" entwickeln können. (S.11)
Ökophilie entsteht und wächst in "basalen ökologischen Erfahrungen" und in Prozessen "reflexiven Naturverstehens", die (...) Menschen jeden Lebensalters durch naturverständige und naturliebende "bedeutsame Andere" vermittelt werden. Diese sensiblen Hinführungen entwickeln liebevolle Achtsamkeit, besonnese Fürsorge (caring), engagierten Einsatz für den Schutz und Erhalt der mundanen Ökologie im Großen wie im Kleinen, sie wirken devolutionären und lebenszerstörenden Tendenzen (Biodysmenie) von Menschen entgegen. Ökophilie vertieft sich - wie jede Liebesbeziehung - in der konkreten, sich immer wieder erneuernden Erfahrung des Liebens und durch konkreten Einsatz für praktische Naturliebe. (...) Die kleine Ökophilie (...), muss durch die Anleitung der BegleiterInnen in der Grünen Mediation über die embeddedness des unmittelbaren Kotext hinaus zu einem größeren Naturzusammenhang geöffnet werden (...) Es kann dann auch die Aufgabe einer globalen Ökophilie erkennbar werden, denn wir sind ja alle Mitbewohner, Conviven, in diesem globalen Ökosystem. (S.11f)
Konvivalität ist eine leiblich erlebte Empfinung, die "im gemeinsamen Erleben von Natur", ihrer Lebendigkeit und ihrer Stille und in der Erfahrung der tiefen Verbundenheit entsteht, gemeinsam Teil dieser "Welt des Lebendigen" zu sein. Wir nennen ein solches Erleben "ontologische Erfahrung" oder "Erfahrung extendierrter Konvivalität". Aus dieser Erfahrung entfließt Naturliebe und Naturverbundenheit, Menschenliebe und Mitmenschlichkeit und eine existentuelle "Freude am Lebendigen", die uns im Leben trägt.
Nur wenn man beginnt, die Zerstörung an der Natur als ein eigenes Verletzt-Werden wahrzunehmen, werden Menschen (...) beginnen, ihr naturdestruktives Verhalten zu ändern. Die Erekenntnis, dass Naturbeschädigung letztlich selbst destruktives Verhalten ist, muss deutlich werden. (S14)
"Das Merkmal des Anthropozäns besteht darin, dass der Mensch durch die selbst geschaffenen Technologien und Infrastrukturen so tief ind as Erdsystem eingreift, dass er nicht nur den Planeten als Ganzes transformiert, sondern auf das bisherige Gleichgewischt aus der Balance bringt." (Scherer, 2020) S.14
Dieser Verlust von Balance wird in der Regel noch nicht deutlich genug wahrgenommen und vor allen Diengen nicht klar genug als anthropogen erlebt und erkannt - beides aber ist notwendig: das spürende Gewahrwerden und das wissensbasierte kognitive erkennen. (S14)
Verdrängen, Verleugnen und Übergehen scheint für viele einfacher zu sein als sich mit den Infragestellungen des Bisherigen und mit neuen Perspektiven für neue Lebensstile zu befassen. (...) Habitualisierungen, Gewohnheiten, Lebensroutinen zu verändern, ist sehr schwer. Entscheidet man sich, auf einen meditativen WEG zu gehen, kann das eine hIlfe zu "öklogischen Intensivierung" des eigenen Lebens werden. (S15)
1.2 Grüne Meditation - Natur als Ausgangspunkt des Meditierens eines naturgemäßen "leiblichen und geistigen Lebens" und seiner "ökologischen Intensivierung"
Wo wir sinnlose, gedankenlose, ausbeuterische Naturzerstörung finden, bedeutet das letztlich immer auch ein Entferntsein von der eigenen Leiblichkeit, ihrem Lebenshintergrund im Lebendigen. Es fehlt zu oft das Erkennen, dass der Leib Teil der Natur ist und es fehlt das Erleben liebevoller ökophiler Verbundenheit.
(...) Entfremdung (...) hat mit multiplen Ursachen, unter anderem auch "Spiritualisierungen" zu tun, mit Transzendenzorientierung, Aurichtung auf jenseitiges Heil in einer "geistigen Welt". (S16)
In einem modernen Mediationsverständnis (...) können Mediationserfahrungen deshalb nicht von den kulturellen, sozialen, ökologischen und ökonomischen Realitäten und Hintergründen abgelöst werden. Sie sind nicht voraussetzungslos. Und deshalb müssen Meditationsansätze, Meditationsideologien und auch Meditationserfahrungen metareflektiert und in den Rahmen moderner Weltverhältnisse gestellt werden.
Diese ökologischen, politischen und ökonomischen Konstellationen des Weltgeschehens verlangen kritische und metakritische Reflexionen und diese wiederum müssen den Hintergrund auch meditativer Arbeit bilden. Sie steht ansonsten in der Gefahr eskapistisch zu werden, zu entgleisen in realitätsvermeidende Esoterik oder zur "realitätsflucht ins Spirituelle" zu geraten, die nicht mehr sieht, was f+r die grogredierend zerstörte Natur getan werden muss (...) (S17)
Deshalb muss auch bedrohte und beschädigte Natur zum Ausgangspunkt von Meditationsarbeit werden!
"Green Mediation" will und muss deshalb Umweltbewusstein, ökologisches und nachhaltigkeitsorientiertes Denken, Fühlen, Wollen und Handeln wecken, fördern und unterstützen (...) Nachsinnendes Gespräch und gedanklicher Austausch soll die Meditationspraxis begleiten, denn: Meditation allein genügt nicht. Sie muss heute in unserer Weltsituation in eine "vita active" (H. Arendt) münden. (S18)
1.3 Philosophie, "Grüne Philosophie" und "Grüne Mediation" als "geistiges Leben"
Grünes Meditieren führt zu Grünem Philosophieren und weiter zu ökophiler Lebenspraxis. (S20)
Unser Mediationesansatz der Green Meditation ist aber bewusst entschieden auf eine säkulare Geistigkeit orientiert, also nicht an eine religiöse Tradition rückgebunden. In respektvollem Wissen um diese Traditionen und ihre Meditationsformen, ist GM in den Kontext der transversalen philosophischen Anthropologie, Mundanologie und Ethik gestellt worden, die der "integrativen Humantherapie, Kulturarbeit und Öko-Care/Green Care". (S21)
1.4 Differentielle MEDITATIONSverständnisse für transversale, meditative KULTURARBEIT
MEDITATION hilft dabei, uns in der ultrakomplexen, nachmetaphysischen Welt (Habermas) zu orientieren und in dieser sich beständig überschreitenden, transversalen Moderne zu navigieren, uns immer neu zu zentrieren und unsere Verbundenheit mit allem, was ist, zu erleben. Dadurch können wir unsere "transversale Vernunft" stärken und Gelassenheit, Frieden, SINN gewinnen. Duch Meditation vermögen wir in unseren Tiefen zu loten und zugleich in höchster Inspiration die Möglichkeiten unserer Selbst- und Welterkenntnis zu weiten und zu übersteigen, um dadurch das Lebenskunstwerk unseres Selbst sowie unsere Beiträge zur Bewahrung der Natur und zur Gewährleistung einer friedlicheren und gerechteren Welt konstruktiv zu leisten. (S23)
MEDITATION ist keine Technik, sondern ein methodischer WEG des Gewinns einer "komplexen Bewusstheit und Achtsamkeit" zur mental klaren, emotional ruhigen und leiblich ausgeglichenen Steuerung seiner selbst im Weltzusamenhang und in der alltäglichen Lebensrealität. Sie erschließt vertieftes Selbst- und Weltwissen, ein In-Sich-Ruhen und ein kraftvolles Voranschreiten - ganz wie es erforderlich ist. Dadurch hat Meditation gesundheits-, kreativitäts- und leistungsfördernde Wirkungen und eröffnet schöpferische Gestaötungskräfte. MEDITATION in diesem Verständnis trägt bei zu aufbauenden Formen ausgewogenen und intensiven, geistigen und körperlichen, sozialen und ökologischen Lebens in der Welt und mit der Welt, die Grundlage von Kultivierung und KULTURARBEIT sind.
"Die Verbindung von Ruhe und Kraft, Gelassenheit und Kreativität sind in unserem Verständnis und mit Blick auf die verschiedenen Möglichkeiten der mannigfaltigen Meditationstraditionen Qualitäten geistigen Lebens und ökophiler Lebenspraxis, die gerade in der Naturmeditation gut erfahren, gepflegt und entwickelt werden können."
(1) Wir zielen erstens auf eine experientielle Meditation, die auf ein Erleben und Erfahren (engl. experience) von Selbt (Selbsterfahrung) - und von Welt (Welterfahrung) gerichtet ist. Das ist auch die Ausrichtung der meisten traditionelle Mediationswege (Zen, Daoismus, Islam, Christentum), von denen viele, religiös gegründete auch noch ausf das Göttliche (Gotteserfahrung) gerichtet sind.
(2) Weiterhin zielt Grüne Meditation auf eine PHILOSOPHISCHE MEDITATION ab, für die gedankliches, reflexives Durchdringen von Grundfragen des Erkennens, Verstehens im Sinne philosophischer Kontemplation - (...) - zentral steht. (S24)
Grüne Meditation befasst sich mit Natur, mit dem Grünen, mit Lebensprozessen und ihren ökologischen Kontexten, die von Biologie, Physiologie, Geologie, Klimatologie, Ökologie also von Naturwissenschaften untersucht werden. Ihre Wissensstände sind für ein umfassendes und hinlänglich verständiges Erkennen und Erfassen von Naturgeschehen unverzichtbar. Für den naturwissenschaftlich gebildeten und zumindest breit informierten Meditierenden ist dieses Wissen ein Hinter- und Untergrund und zugleich auch ein Horizont seiner Meditationspraxis. Es kann ja nicht aus dem zerebralen Speicher getilgt werden und fließt deshalb ein in das experientielle Meditieren wie auch in die PHILOSOPHISCHE MEDITATION, besonders auch wo diese beiden Modalitäten zusammenfließen. (S26)
Dem traditionellen (...) Meditierenden, der über keinerlei naturwissenschaftlichen (...) Kenntnisse verfügt (...) sind damit Verflechtungen dieser Erkenntnisströme nicht möglich. Das sagt letzlich nichts über den Wertd er jeweils gewonnenen Erfahrungen aus, vielleicht aber etwas über die Realitätstauglichkeit für unsere spätmodernen globalen und ökologischen Problemlagen.
(3) Damit wird eine neue Dimension - die "ökologische Meditation" - als dritte Qualität des Meditierens in das differentielle Meditationsverständnis eingebracht. Wir haben sie so bezeichnet, weil es in ihr darum geht, ökologische Zusammenhänge übergreifend zu erfassen und zu verstehen, (...) - immer wieder auch mit dem wißbegierigen Blick des Naturwissenschaftlers und Naturinteressierten. (S26)
(4)Von "transversaler Meditation" sprechen wir, wenn alle diesen genannten Ströme meditativer Erfahrung sich synoptisch-synergetisch verbinden, zusammenfließen. (..)
Das so wichtige Verstehen hermeneutsch durchdrungener, kognitiv-metakognitiver, wissenschaftlicher Imformation über die Natur verbunden mit der phänomenalen, empfindsamen, ja emotionalen Naturerfahrung und dem sinnenhaften somatosensumotorischen Erleben von Natur schafft neue inter- und ransdisziplinäre Erkenntnisse, die mono- und multidisziplinäre Ein-sichten überschreiten.
(TRANSDISZIPLINÄRE EMERGENZEFFEKTE: in der Synergie der Disziplinen entstehen neue Ergebnisse und Qualitäten)
Damit kommen Natur- und Geisteswissenschaften aus der Position unvereinbarer Gegensätzlichkeit heraus udn ein übergeordnetes Konzept kann immer besser möglich werden. Das muss das Ziel "transversaler Kulturarbeit" sein, zu der auch die Grüne meditation beizutragen vermag. (S27)
1.5 Meditation als Vorbereiten und "naturempathisches Begleiten" ökologiebewahrenden Handelns
Es findet sich in Bezug auf viele Maditationsrichtungen eine paradoxe Situation: Sie sind apolitisch, obwohl Meditation den Blick in die Weite öffnen, Horizonte auftun kann, fokusssieren sie den Blick nach innen, Privatistisch oder sie spiritualisieren den Blick nach aussen in Generalisierungen und Überhöhungen. (S28f)
Wir unterscheiden uns mit dieser dezidiert sozial- und ökopolitischen Ausrichtung von der Mehrzahl der psychotherapeutischen und naturtherapeutischen Ansätze, die hier eher zurückhaltend bis unpolitisch sind. (S30)
Naturmeditaion schärft das Gefühl für Lebensprozesse und die Einfühlung in das Lebendige. GM Meditierende entwickeln eine differenzierte Empathie für menschen, Tiere, Pflanzen, Lebensräume und dadurch aus Motivation für engagiertes ökologisches Handeln. (S30)
Naturempathie, d.h. Mitfühlen, Mitgefühl, Mitleiden mit der leidenden Natur (...) gilt es intensiver zu erschließen, in einer Art, die über das unverzichtbare, kongnitive Informiertsein und Verstehen hinausgeht. Hier liegt eine Aufgabe Grüner Meditation, die Entwicklung von Naturmempfathie.
Naturempathie ist die Fähigkeit, durch aufmerksame, achtsame Naturbeobachtung Prozesse des Lebens von Tieren und Pflanzen in und mit ihren Habitaten a) kenntnisreich zu verstehen (=Verständnis, kognitive Empathie) und b) mit einem empfindsamen Beteiligtesein ihren Zustand (...) affektiv zu erfassen (=Berührtsein, emotionale Empathie). Weiterhin soll c) im zwischenleiblichen Mitschwingen (=Bewegtsein, somato-sensomotorische Empathie) der körperliche Erregungs-, Spannungs-, und Entspannungszustand begriffen werden. Auf dieser Grundlage wird es dann möglich (...) empathisch zu intervenieren (...) (S30)
Grüne Meditation sieht sich durchaus auch als WEG, gemeinsam Probleme zu meditieren, über Schwierigkeiten nachzusinnen, sie vertiefend auszuloten, um im gemeinsamen Austausch über Meditationserfahrungen zum Thema dann nach neuen Lösungen zu suchen.
2 Unterwegs zu einer ökologischen und ökosophischen Lebenspraxis - OIKEIOSIS/ Selbstaneignung als Selbst-, Natur- und Weltverstehen
"Ökophilie" ist die in Prozessen naturbezogener Erziehung und Bieldungsarbeit, d.h. 'Ökologisation' vermittelte "Liebe zur Natur", die eine über biophile Faszinatio und naturästhetische Freude an Naturschönheiten hinausgehende, bewusst entschiedene Hinwendung zum Lebendigen umfasst. Sie gründet in 'naturempathischer' Schulung, d.h. im kongnitiven Wissen um die Einigartigkeit und Zerstörbarkeit von Leben und im emotionalen Empfinden einer mitgeschöpflichen Verbundenheut, in einem tiefen, ökosophischen Verstehen, wie kostbar Natur ist und dass ich selbst der Natur in einer synontischen Qualität zugehöre. (...) Ökophilie entsteht und wächst in 'basalen ökologischen Erfahrungen' und in Prozessen 'reflexiven Naturverstehens', die (...) Menschen jeden Lebensalters durch naturverständige und naturliebende 'bedeutsame Andere' vermittelt werden. Diese sensiblen Hinführungen entwickeln liebevolle Achtsamkeit, besonnene Fürsorge, engagierten Einsatz für den Schutz und Erhalt der mundanen Ökologie im Großen wie im Kleinen, wirken devolutionären und lebenszerstörenden Tendenzen von Menschen entgegen. Ökophilie vertieft sich - wie jede Liebesbeziehung . in der konkreten, sich immer wieder erneuernden Erfahrung des Liebens und duch den konkreten Einsatz für praktische Naturliebe." (S34)
Der Mensch hervorgegangen aus kosmischen Sternenstaub, aus der Symbiose/Endosymbiose von Urzellen, hat sich im evolutionären Zusammenleben bis hin zu den Säugetieren, dort den Primaten, den Menschentieren entwickelt. Er entstand aus den permanenten Wechselbeziehungen des Lebendigen, ist Sein aus Mitsein und Mensch als Mitmensch. Er ist unabtrennbarer Teil einer Gemeinschaft selbst-bewusster, ko-reflexiver Menschenwesen in einer Welt des Lebendigen. Durch die transversale geistige Arbeit solcher Menschen mit komplexer Bewusstheit hat die Evolution, ja der Kosmos begonnen, über sich selbst nachzudenken (Sagan/Margulis). Wir aber - als Leib-Subjekte Teil des Kosmos, haben die Chance erhalten, ein wachsendes Selbst- und Weltverstehen (oikeiosis) von dieser Teilhabe zu gewinnen, mit dem wir dem Leben auf dieser Welt als konvivaler Mit-Welt gerecht werden können. (S42)
3 Zur Praxis der "Grünen Meditation": Komplexe Achtsamkeit, Selbsterforschung, Naturverstehen - "spontane Green Meditation - Effekte", Ströme des Erlebens